14. Frido und Storchi in großer Sorge

30. Mai 2020
Storchi machte die ganze Nacht kein Auge mehr zu, so groß war die Sorge um eines der Küken. Das Knacken kam von einem Ei und die Schale hatte einen Riss. Am frühen morgen murmelte sie ganz besorgt vor sich hin: „Ich habe solche Angst um das Küken. Ob es wohl schon schlüpfen wollte? Aber dafür ist es doch noch zu früh! Wir müssen etwas unternehmen!“
Es gelang Frido nicht, sie zu beruhigen. Er umflügelte sie ganz sanft und sagte: „Alles wird gut. Wir fahren gleich zum Arzt und lassen das Ei untersuchen.“ Während er sprach, merkte er, wie Storchi sich entspannte, trotzdem wollte er sie in diesem Zustand nicht aufs Fahrrad lassen. „Wir können uns erst auf den Weg machen, wenn du dein inneres Gleichgewicht wieder zurück hast“, sagte er. Doch gerade als er die Worte ausgesprochen hatte, bekam er eine Idee. Er rannte schnell ins Haus und kehrte mit einem langen Seil wieder zurück. Dann spannte er das Seil zwischen zwei Bäume und machte gemeinsam mit Storchi ein paar Balancierübungen. Und es funktionierte tatsächlich. Nach nur kurzer Zeit hatte sie ihr inneres Gleichgewicht wieder zurück und die beiden konnten mit ihren Fahrrädern zum Arzt radeln.

Im Wartezimmer trafen sie auf Henriette die Henne. Das war vielleicht eine Überraschung. Henriette arbeitete auch viele Jahre als Klassentier, bis sie sich dazu entschied, eine eigene Familie zu gründen. „Henriette! Was machst du denn hier?“, riefen Frido und Storchi ganz erstaunt. „Wir haben uns ja seit Ewigkeiten nicht mehr gesehen.“ „Ich muss mit meinen Küken zu einer Untersuchung“, antwortete sie und freute sich riesig, Frido und Storchi wiederzusehen. Am liebsten hätten sich die Drei vor Freude umflügelt, aber wegen des Corona Virus machten sie das lieber nicht und hielten den Sicherheitsabstand von 1,5 Metern ein. Sie wollten gerade damit beginnen, sich gegenseitig von ihren Abenteuern zu erzählen, da ertönte eine Stimme aus den Lautsprechern des Wartezimmers: „Henriette die Henne, bitte kommen Sie mit ihren Küken ins Behandlungszimmer!“ Und kurze Zeit später wurden auch schon Frido und Storchi aufgerufen.

Als sie die Tür zum Behandlungszimmer öffneten, trauten sie ihren Augen nicht mehr und riefen ganz überrascht: „Stefan? Was machst du denn hier?“ Stefan der Strauß begrüßte die beiden und sagte: „Frido und Storchi, was kann ich für euch tun?“ Die beiden antworteten im Chor: „Wir machen uns Sorgen um eines unserer Küken, aber verrate uns bitte zuerst, was du hier machst. Du arbeitest doch normalerweise auch als Klassentier.“ „Da habt ihr recht“, sagte Stefan, „aber die Corona Zeit bedeutet für mich auch eine Zeit der Veränderung.“ Er atmete einmal tief ein und wieder aus, dann redete er weiter: „Als die Schulen geschlossen wurden, kam ich mir so nutzlos vor. Ich war aber voller Energie und wollte diese Zeit mitgestalten, also fragte ich bei verschiedenen Ärzten nach, ob ich bei ihnen als Praxistier arbeiten könne. Und nun sitze ich hier.“

Frido und Storchi waren begeistert von Stefans Geschichte. Mit Eiern kannte sich der Strauß übrigens bestens aus. Ganz vorsichtig tastete er das Ei ab und machte einen Ultraschall. Die beiden konnten aufatmen. Das Küken war wohlauf und entwickelte sich bestens. Wahrscheinlich hat es mit seinen Füßen nur zu doll gestrampelt.

Auf dem Rückweg machten Frido und Storchi noch einen Halt auf dem Wochenmarkt. Während sie an den Obst- und Gemüseständen vorbeischlenderten, sagte Storchi: „Du Frido, Stefan der Strauß sagte, dass wir nun jederzeit damit rechnen können, dass unsere Küken schlüpfen. Wir haben aber noch kein Kükenzimmer. Sollten wir uns nicht mal langsam darum kümmern?“ Frido sprang vor Freude in die Luft und rief: „Au jaaa, ich liebe es, durch Möbelhäuser zu schlendern! Wir suchen die tollsten Kükenmöbel aus.“

Doch als die beiden vor dem Möbelhaus standen, war die Freude nicht mehr so groß. Die Menschenschlange vor dem Eingang war nämlich sehr lang. Wegen des Corona Virus waren die Geschäfte eine ganze Zeit lang geschlossen. Seitdem sie wieder geöffnet sind, kaufen die Menschen scheinbar wieder viel ein. Nach einer halben Stunde Wartezeit fragte Storchi: „Glaubst du, dass die Schlange vor einem Ballgeschäft auch so lang ist?“ „Das weiß ich nicht“, entgegnete Frido, „aber wie kommst du jetzt auf ein Ballgeschäft?“ „Jedes Mal, wenn ich in einem Möbelhaus das Bälleparadies für Kinder sehe, wird mein Wunsch wieder so groß“, erwiderte sie. „Ich kenne ja viele deiner Wünsche“, sagte Frido, „aber diesen scheinbar noch nicht. Erzähl mir mehr davon.“ Storchi begann zu schmunzeln und sagte: „Ich hätte doch so gerne ein eigenes Bälleparadies:“ Daraufhin nahm Frido sie sofort an seinen Flügel und murmelte: „Wünsche sind dazu da, um in Erfüllung zu gehen.“ „Aber, aber was wird dann aus unseren Kükenmöbel?“, stotterte Storchi ganz besorgt. „Das Wichtigste ist, dass unsere Küken gesund auf die Welt kommen“, entgegnete Frido. „Alles andere schaffen wir auch, wenn sie da sind.“

Frido und Storchi hatten Glück. Die Menschenschlange vor dem Ballgeschäft war nicht so lang. Da sie 5000 bunte Bälle nicht mit dem Fahrrad transportieren konnten, gaben sie eine Bestelleung auf. Noch am selben Tag wurden die Bälle mit dem LKW zu ihrem Haus geliefert. Für Storchi ging ein Traum in Erfüllung. Sie hatte ein eigenes Bälleparadies.

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