9. Die Schutzmasken

10. April 2020

Das ist ja nochmal gut gegangen. Storchis Schnabel war lang genug, um an das Goldstück zu kommen. „Wie gut, dass du so einen langen Schnabel hast“, sagte Frido. „Ich hätte es bestimmt nicht geschafft.“ „Ja, wie gut, dass wir unterschiedlich sind“, sagte Storchi. „So, aber jetzt passe ich auf das Goldstück auf und du darfst mich Huckepack nehmen.

Als Frido mit Storchi auf dem Rücken die Straße entlang schlenderte, spürte er plötzlich, wie sie sich ganz fest an ihn drückte und zu zittern begann. Dabei wimmerte sie leise: „Frido, schau mal, der Mann da vorne. Sein Gesicht ist ganz vermummt. Ob er wohl weiß, dass wir ein Goldstück haben und uns überfallen will.“ „Ach Liebling, du brauchst keine Angst haben“, entgegnete Frido. „Das ist doch nur eine Schutzmaske. Du weißt doch, wir haben gerade Corona Zeit und durch die Schutzmaske kann das Virus nicht so schnell übertragen werden.“ Während er sprach, spürte er, wie Storchi sich entspannte und ihn nicht mehr so fest umklammerte. „Puuhhh“, sagte sie ganz erleichtert, „Ich dachte schon.“

Als die beiden zu Hause waren, sagte Storchi: „Du Frido, irgendwie geht mir der Mann mit diesem Schutzdings nicht mehr aus dem Kopf. Wäre es nicht auch für uns gut, so was zu tragen?“ „Mmhhh“, überlegte Frido. „Eigentlich hast du recht, wir legen ja schon großen Wert darauf, uns und andere zu schützen. Nur wo bekommen wir eine Maske her? Die sind doch im ganzen Land ausverkauft.“ „Ich habe eine Idee!“, rief Storchi ganz aufgeregt. „Du weißt doch wie gerne ich nähe, das habe ich seit Ewigkeiten nicht mehr gemacht. Ich könnte uns einen ganz eigenen Schnabelschutz nähen.“ „Au jaaa“, freute sich Frido, „das ist eine tolle Idee. Du nähst uns einen Schnabelschutz und ich hänge unsere neuen Bilder auf. Ich liebe es, wenn wir gemeinsam in unserem neuen Haus werkeln.“

Frido holte seinen Werkzeugkoffer aus dem Keller und Storchi kramte ihre Nähmaschine heraus. Dann hörte man nur noch, wie es hämmerte und stichelte. Storchi summte ihr Lieblingslied vor sich hin und vergaß dabei die Welt um sich herum, bis Frido plötzlich rief: „Aber Storchi, was sollen wir denn mit den ganzen Masken machen? Das sind doch bestimmt 30 Stück.“ „Oh je“, stotterte Storchi, „diesmal habe ich wohl nicht nur die Welt um mich herum vergessen, sondern auch, dass ich am Nähen bin. Schutzmasken zu nähen ist einfach toll!“ „Aber was machen wir nur damit?“, entgegnete Frido. „Wir können die doch nicht alle gebrauchen.“

Irgendwann hatten sie eine Idee. Vor ihrem Haus bauten sie einen langen Tisch auf. Darauf legten sie die Masken aus und jedes Klassentier, das vorbeikam, durfte sich eine Schutzmaske aussuchen. Es sprach sich schnell herum. Leo der Löwe erzählte es Wido dem Wolf, Wido erzählte es Gira der Giraffe, Gira erzählte es Emma der Ente, und so weiter. Koli der Koalabär erwischte die letzte Maske, sogar in seiner Lieblingsfarbe. Er bedankte sich bei Frido und Storchi: „Das war wirklich eine tolle Idee von euch beiden. Ich hoffe, wir sehen uns nach den Osterferien in der Schule wieder.“ Während Koli schon auf den nächsten Baum geklettert war, schaute Storchi Frido an und sagte: „Du Frido, es ist doch jetzt so, dass wir mit den Masken uns und andere schützen. Und jetzt, da die Klassentiere auch eine Maske haben, könnten wir nicht, wie jedes Jahr, ein großes Osterfest mit allen Klassentieren zusammen feiern?“ „Aber Liebling“, entgegnete Frido, „das geht leider nicht. Die Masken sind doch nur ein zusätzlicher Schutz. Wir müssen uns trotzdem an die anderen Corona-Regeln halten. Und es ist nun mal so, dass man an Ostern möglichst nur in der eigenen Familie bleiben sollte.“ „Aber, aber“, unterbrach ihn Storchi, „die anderen Klassentiere sind doch unsere Familie.“ Daraufhin umflügelte Frido sie ganz fest und sagte: „Ich verstehe dich, aber wir müssen die Situation jetzt so annehmen, wie sie ist und im nächsten Jahr wird die Welt schon ganz anders aussehen.“ Er wischte Storchi eine Träne von der Wange und redete weiter: „Und eins verspreche ich dir, auch dieses Jahr wird ein ganz besonderes Osterfest. Es wird deshalb ganz besonders, weil es anders wird als sonst – weil es neu wird…

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