7. Storchi steckt fest

3. April 2020

Frido und Storchi verbrachten die ganze Nacht unter dem Sternenhimmel. Neben ihren Sternenengeln entdeckten sie auch viele Sternenbilder am Himmel. Sie kamen aus dem Staunen nicht mehr heraus. Doch das viele Staunen machte ganz schön müde. Irgendwann schliefen sie tief und fest ein.

Am nächsten Morgen wurden sie vom Geschnatter der Enten geweckt. Während die beiden sich reckten, streckten und ihre morgendlichen Dehnübungen machten, sagte Storchi: „Du Frido, wenn ich da so die Entenfamilie sehe, werde ich ganz traurig.“ „Aber wieso denn?“, fragte Frido. „Die sind doch süß.“ „Naja“, sagte Storchi, „dann muss ich aber an die Kinder in der Schule denken. Sie waren für uns doch auch wie eine Familie und jetzt sind wir ganz allein.“ „Aber Liebling, die Corona Zeit ist doch nicht für immer“, tröstete Frido sie. „Hast du denn schon unser Motto vergessen? Wir wollen doch aus allen Situationen immer das Beste machen und ich bin mir ganz sicher, dass wir das auch diesmal schaffen.“ „Ja, schon“, sagte Storchi, „aber im Moment fällt es mir wirklich sehr schwer.“

Daraufhin verscheuchte Frido die Enten. Storchis Laune wurde trotzdem nicht besser. Traurig senkte sie ihren Kopf, dass sogar ihre Schnabelspitze auf den Boden stupste. „Aber was ist, wenn wir irgendwas nicht mitbekommen haben und die Kinder vielleicht doch schon wieder in der Schule sind?“, sagte Storchi ganz besorgt. „Da kannst du mir vertrauen“, entgegnete Frido, „ich schaue doch schon extra jeden Abend die Nachrichten, damit wir auch keine wichtigen Corona Infos verpassen.“ „Moment mal!“, erwiderte Storchi. „Was war denn gestern Abend? Wir haben die ganze Zeit hier am See unter dem Sternenhimmel verbracht. Da hast du keine Nachrichten geguckt.“ Storchi wurde ganz nachdenklich, dann schrie sie plötzlich auf: „OH NEIN! Wir müssen sofort in die Schule. Was ist, wenn gestern beschlossen wurde, dass die Schulen heute wieder auf sind? Los, wir müssen uns beeilen.”

In diesem Moment tat Storchi etwas, das sie nur in absoluten Notfällen tut: Sie breitete ihre Flügel aus. Frido wusste genau, was das zu bedeuten hat. Seine Stimme begann zu zittern: „Aber Liebling, du weißt doch, dass ich ohne Flugzeug oder Heißluftballon Flugangst habe. „Das ist jetzt ein Notfall!“, schrie Storchi. „Setz dich sofort auf meinen Rücken! Ich fliege!“
Fest entschlossen hob Storchi ab und düste wie ein Blitz in Richtung Schule unter der Iburg. Frido hielt sich ganz ängstlich an Storchis Federn fest und rief: „Bitte versprich mir, dass wir das nie wieder tun. Ich brauche doch zum Fliegen ein Fluggerät. „Ich bin jetzt dein Fluggerät!“, entgegnete Storchi mit lauter Stimme. „Nein, du weißt schon, ich meine ein richtiges Flugzeug.“ Storchi antwortete nicht mehr, sondern legte noch einen Zahn zu.

Nach nur zehn Minuten landete sie mitten auf dem Schulhof der Schule unter der Iburg. „Los, wir müssen schnell ins Gebäude!“ Doch Frido lief schon gar nicht mehr hinterher, sondern rief nur: „Du kannst dich beruhigen. Hier ist weit und breit kein Kind zu sehen.“ Storchi war nicht mehr zu stoppen. Sie lief mit hoher Geschwindigkeit auf die Eingangstür zu und dann passierte es. Sie schaffte es nicht mehr rechtzeitig zu bremsen und blieb mit ihrem spitzen Schnabel im Schlüsselloch der Eingangstür stecken. „Oh nein!“, rief Frido und rannte so schnell er konnte zu ihr. Er versuchte mit ihr zu sprechen, aber sie konnte nicht antworten. Ihr Schnabel steckte tief im Schlüsselloch fest. „Ich bin gleich wieder da!“, rief Frido ganz aufgeregt. „Ich hole Hilfe!“

Frido erinnerte sich, dass die Schulleiterin Frau Roß jeden Tag in ihrem Büro ist. Er rannte so schnell er konnte ins andere Gebäude. Kurze Zeit später kam er jedoch nicht mit Frau Roß heraus, sondern mit dem Hausmeister Herrn Eyers – natürlich hielten sie den 2–Meter–Abstand ein. Frido trug einen Erste-Hilfe-Koffer in seinem Flügel und der Hausmeister trug eine große Zange in seiner Hand. „Mit der Zange müssten wir Storchis Schnabel wieder befreien können“, sagte Herr Eyers. Frido hatte kein gutes Gefühl dabei, denn er wusste, dass Storchi einen sehr sensiblen Schnabel hat. „Hoffentlich geht das nur gut“, dachte er ganz besorgt. Doch als sie einen Moment später vor der Eingangstür standen, traute Frido seinen Augen nicht mehr. „Storchi, wo bist du!“, rief er ganz laut. Daraufhin vernahmen sie ein leises Storchengeklapper. „Ich glaube, es kommt aus dem Gebüsch“, flüsterte Frido. „Ich lasse euch jetzt mal allein“, sagte Herr Eyers. „Und versprich mir, dass du dich gut um Storchi kümmerst. Sie ist nämlich ein ganz besonderer Storch.“

Frido ging ganz vorsichtig in das Gebüsch. „Was machst du denn für Sachen?“, sagte er ganz besorgt. „Hast du dich am Schnabel verletzt?“ Dabei sah er, wie Storchi eine ganz dicke Träne aus dem Auge lief. „Ich glaube, es geht schon wieder“, antwortete sie mit weinender Stimme, „aber ich hatte solche Angst. Ich dachte schon, ich werde für immer mit meinem Schnabel in dem Schloss feststecken.” Während Frido sie daraufhin ganz doll umflügelte, sagte er mit sanfter Stimme: „Ach Liebling, die Dinge sind niemals für immer.“ Da musste Storchi noch mehr weinen. Frido sprach weiter: „Egal wie schlimm es auch sein mag, von irgendwo kommt immer eine Hilfe her. Der Hausmeister stand doch auch schon mit seiner Zange bereit.“ „Was! Eine Zange?“, schreckte Storchi auf. „Puuuhh, zum Glück habe ich mich selbst befreien können.“ Durch den Schreck hörte sie plötzlich auf zu weinen. Und Frido streichelte ganz sanft über die Spitze ihres Schnabels, denn er wusste, dass sie dort besonders kitzelig ist.

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